Auslandssemester: Im Ausland studieren
Du hast schon immer davon geträumt, einen Teil deines Studiums im Ausland zu verbringen? Dann hast du
angesichts der Vielzahl an
Hochschulkooperationen die Qual der Wahl. Ziel eines (oder mehrerer)
Auslandssemesters ist, neben der fachlichen Qualifizierung auch internationale Erfahrung und interkulturelle Kompetenz zu
erwerben. Das bereichert dich nicht nur privat, sondern verbessert auch deine Chancen bei der Stellensuche. Viele
Unternehmen berücksichtigen einen Auslandsaufenthalt im Lebenslauf sehr positiv. Du wirst zu Recht als
aufgeschlossen, flexibel, neugierig und weltoffen eingeschätzt. Darüber hinaus erwirbst du Sprachkenntnisse, die
heutzutage eine immer wichtigere Rolle spielen.
Auslandssemester planen: Das ist wichtig
Ein guter Zeitpunkt, die Heimathochschule für ein oder zwei Semester zu verlassen, ist gegeben, wenn
du genügend Hochschulerfahrung gesammelt hast, um die Vor- und Nachteile verschiedener Studiengänge und
Hochschulen einschätzen zu können. Dies kann nach dem ersten oder zweiten Studienjahr oder nach Ende deines
Grundstudiums, bspw. zwischen Bachelor und Masterstudium, der Fall sein. In immer mehr Bachelor- und
Master-Programmen sind Auslandsphasen außerdem ein fester Bestandteil – zum Teil sogar mit der Möglichkeit eines
binationalen Abschlusses. Erster Ansprechpartner an deiner Hochschule ist das Akademische
Auslandsamt/International Office. Dort findest du Informationen zu den Hochschulpartnerschaften, zu Finanzierungsmöglichkeiten und zur
Organisation deines Auslandssemesters.
Mit der Vorbereitung solltest du etwa eineinhalb Jahre vor Beginn deines Auslandsaufenthaltes beginnen, denn es
gibt viele Punkte zu beachten:
- Wie viele Semester möchtest du im Ausland verbringen?
- Informationen über mögliche Zielländer sammeln
- Hochschulen im jeweiligen Land recherchieren bzw. nach Hochschulpartnerschaften deiner
Hochschule
erkundigen
- Anerkennung des Abschlusses in Deutschland klären (mit deinem Institut/Fachbereich sprechen)
- Zugangsvoraussetzungen der Hochschule im jeweiligen Land checken
- Bewerbungen schreiben (Einschreibungsformalitäten beachten!)
- Eventuell Sprachkenntnisse auffrischen
- Kosten und Finanzierung klären (Studiengebühren, Lebenserhaltungskosten, ist ein Job neben dem
Studium
möglich?)
- Über mögliche Förderungen – Auslands-BAföG, Stipendium, DAAD, Bildungskredit etc. –
informieren
- Ggf. Visum beantragen
- Sind Impfungen erforderlich?
- Erleichtert eine Kreditkarte die Geldangelegenheiten in deinem Zielland?
- Wohnungssuche (z. B. über
www.uniplaces.com)
- Was passiert mit deiner jetzigen Wohnung, falls vorhanden? Untervermieten? Kündigen?
- Versicherungen: Ist eine zusätzliche Krankenversicherung und Haftpflichtversicherung
erforderlich?
Müssen
weitere Versicherungen (Reiserücktrittsversicherung, Gepäckversicherung usw.) abgeschlossen
werden?
- Flug-/Bahnticket kaufen
- Letzte Besorgungen machen
- Verabschiedung (z. B. eine Abschiedsparty?)
Eine Checkliste zur Vorbereitung stellt der
Deutsche Akademische Austausch Dienst (DAAD) zur Verfügung.
Sprachkenntnisse: Wichtige Voraussetzung für dein Auslandssemester
Je nach Zielland, in dem du ein Auslandsstudium absolvieren möchtest, solltest du dich frühzeitig um
einen eventuell erforderlichen Nachweis von Sprachkenntnissen bemühen. Sprachzertifikate geben in der
jeweiligen Sprache eine Kompetenzstufe (A1 bis C2) an, die aussagt, wie gut du z. B. Inhalte lesen und
verstehen und die Sprache mündlich sowie schriftlich gebrauchen kannst. Der
Europäische Referenzrahmen für Sprachen
legt
diese Stufen fest.
Der TOEFL (Test of English as a Foreign Language), der IELTS (International English Language Testing
System) und die Cambridge Zertifikate sind die in englischsprachigen Ländern am häufigsten
verlangten ormierten Sprachprüfungen.
Das D.A.L.F. (Diplôme Approfondi en Langue Française) bescheinigt, dass die sprachlichen
Voraussetzungen vorhanden sind, um an einer französischen Universität in einem Fach deiner Wahl
studieren zu können. Informationen für Schülerinnen und Schüler sowie Studierende findest du
auf der Internetseite des Informations- und Dokumentationszentrums für das Studium in
Frankreich (CIDU).
Für einen Nachweis deiner Spanisch-Kenntnisse kannst du bspw. das DELE (Diploma de
Español como Lengua Extranjera) erwerben.
Für Italienisch ist es etwa das CILS (Certificazione di Italiano come Lingua
Straniera) oder PLIDA (Progretto Lingua Italiana Dante Alighieri).
Das TELC (The European Language Certificate) kann in allen europäischen Sprachen
abgelegt werden.
Manchmal reichen auch Nachweise über Sprachkenntnisse in deinem Zeugnis aus oder einen Hinweis in
deinem Lebenslauf, welche Sprache du wie gut beherrschst. Hierbei musst du selbst einschätzen, ob du nur
„Grundkenntnisse“ einer Sprache besitzt, sie „gut“, „sehr gut“, „fließend“ oder „verhandlungssicher“
beherrschst oder ob es sich um deine „Muttersprache“ handelt.
Förderung deines Auslandssemesters
Die Befreiung von Studiengebühren ist ein großer Vorteil für Studenten in Deutschland. In anderen
Ländern sieht das anders aus. Viele europäische, aber auch US-amerikanische Hochschulen verlangen hohe Gebühren,
die man oft kaum alleine stemmen kann. Der Vorteil ist, dass diese Hochschulen meist viel besser ausgestattet
sind.
Dennoch bestehen Möglichkeiten, ein Auslandssemester trotz hoher Gebühren in deinem Wunschland zu
absolvieren:
Auf die gesetzlichen Förderungsmaßnahmen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) hast du
auch während eines Auslandsaufenthalts einen
Rechtsanspruch, wenn du die Förderungsvoraussetzungen erfüllst. Du kannst die
Ausbildungsförderung für ein vollständig innerhalb der EU absolviertes Studium erhalten, also vom
ersten Semester bis zum Erwerb des ausländischen Ausbildungsabschlusses. Für das Studium in
Nicht-EU-Staaten beträgt die Förderungsdauer in der Regel ein Jahr, maximal (bei besonderen Gründen)
bis zu zweieinhalb Jahren. Selbst wenn dir für dein Studium in Deutschland kein BAföG zusteht,
lohnt sich ein Versuch die BAföG-Auslandsförderung zu beantragen, da hierfür eine andere
Berechnungsgrundlage angesetzt wird.
Die Europäische Union fördert außerdem mit verschiedenen Programmen Studienaufenthalte im Ausland.
Die Programme werden von dem EU-Bildungsprogramm ERASMUS+ zusammengefasst. In jeder Hochschule gibt es Vertreter, so
genannte Erasmus-Koordinatoren, die dich zu den unterschiedlichen Programmen und ihren
Finanzierungsmöglichkeiten beraten. Wende dich an den Career Service (bei Auslandspraktika) oder das
International Office deiner Hochschule.
Es gibt außerdem Möglichkeiten, sich in dem jeweiligen Land finanziell unterstützen zu lassen. Als
EU-Bürger hast du häufig die gleichen Rechte auf finanzielle Förderung wie die nationalen Studenten. Informiere
dich dazu direkt bei deiner Wunsch-Hochschule im Ausland.
Stipendien, wie z. B. zahlreiche Stipendienprogramme des Deutschen Akademischen
Austausch Dienstes (DAAD) oder das Fulbright-Stipendium für einen Auslandsaufenthalt in
den USA, sind weitere Möglichkeiten bei einem Auslandsstudium unterstützt zu werden.
Anerkennung von Studienleistungen aus dem Ausland
Kläre unbedingt vorher,
- ob die im Ausland verbrachte Studienzeit angerechnet wird und
-
ob die erbrachten Studien- und Prüfungsleistungen sowie Hochschulabschlüsse bei der Rückkehr an
die Heimathochschule anerkannt werden.
Dafür besuchst du am besten frühzeitig das Akademische Auslandsamt/International Office und das
Prüfungsamt deiner Hochschule. Häufig gibt es auch Ansprechpartner für Auslandssemester in den jeweiligen
Fachbereichen/Instituten.
Dank der internationalen Bachelor- und Masterabschlüsse und der besseren Vergleichbarkeit von
Studienleistungen – durch das European Credit Transfer und Accumulation System
(ECTS)
– ist die Anerkennung der Leistungen in der Regel einfacher geworden.
Der
Europass bietet eine Möglichkeit,
deine „Kompetenzen und Qualifikationen europaweit transparent und
verständlich“ (Quelle: https://europass.cedefop.europa.eu/de/about-europass)
darzustellen. So kannst du z. B. mit dem
Diploma Supplement deinen akademischen Abschluss, den du in einem EU-Mitgliedsstaat erreicht hast,
einstufen lassen. Somit wird er EU-weit vergleichbar. Dieses Zusatzdokument wird deinem Hochschulabschluss
beigefügt und enthält Angaben zur Person, Qualifikation (Niveau, Inhalt, Zweck, Status), zu den erzielten
Ergebnissen und zum nationalen Hochschulsystem.
In der Regel musst du dich um solche Dokumente jedoch nur kümmern, wenn du „auf eigene Faust“ dein
Auslandssemester organisierst. Gehst du etwa an eine Partnerhochschule im Rahmen des
Erasmus-Programms, ist es mit der Anrechnung einfacher. In einem „Learning Agreement“ listest du die Module auf, die du im
Ausland belegen möchtest und deine Hochschule bestätigt deine Auswahl. Du solltest dich also vorher darüber
informieren, welche Module für den Zeitraum belegt werden sollen und schauen, ob du ähnliche Module an der Hochschule im
Ausland findest. Wie kompliziert oder einfach dieser Prozess ist, hängt auch vom Institut ab. Lass dich
jedoch nicht von der Bürokratie abschrecken – das haben schon viele vor dir geschafft und deine Hochschule ist hier
der beste Ansprechpartner.
Insgesamt gilt: Informiere dich, suche Kontakt zum Prüfungsamt und zu den zuständigen
Hochschuldozentinnen und -dozenten. Weitergehende Informationen findest du auch auf den Seiten der Zentralstelle für
ausländisches Bildungswesen bei der Kultusministerkonferenz. Einen ersten Überblick über die Anerkennung und
Bewertung ausländischer Bildungsnachweise bietet das Informationssystem
anabin.
Links zum Thema Auslandssemester