Weiblicher Nachwuchs in der technischen Ausbildung

In der heutigen Arbeitswelt wird viel über Frauenquoten diskutiert. Doch was nützt eine Frauenquote, wenn der weibliche Nachwuchs fehlt. Für Nina Sander, Anna Kapahnke und Svenja Joswig kam nur eine technische Ausbildung in Frage. Bei Vattenfall in Hamburg starten die jungen Frauen nun ihren Karriereweg. Industrie und Handwerk haben es lange Zeit versäumt, auch Mädchen und junge Frauen für eine Ausbildung in handwerklichen und technischen Berufe zu interessieren.

Anna, Nina und Svenja – drei junge Frauen, die sich bewusst für eine technische Ausbildung entschieden haben
Anna, Nina und Svenja – drei junge Frauen, die sich bewusst für eine technische Ausbildung entschieden haben © Vattenfall Europe Wärme AG

Mittlerweile gibt es mehr als 55.000 zu besetzende Stellen in den sogenannten MINT Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Dennoch steigt der Anteil des weiblichen Nachwuchses im Bereich Technik nur langsam. „Dieses möchte ich ändern und werbe aktiv für mehr Mädchen in der technischen Ausbildung“, sagte Michael Schallwig, Ausbildungsleiter bei Vattenfall. Umso erfreulicher ist, dass sich in diesem Jahr fünf Bewerberinnen für eine technische Berufsausbildung bei Vattenfall entschieden haben und sich dadurch der weibliche Anteil von insgesamt 6,9 auf acht Prozent erhöht hat, im Bundesdurchschnitt sind es knapp fünf Prozent.

„Ich brauche einfach Action!“

Fünf Frauen haben im aktuellen Ausbildungsjahr 2017 eine technische Ausbildung bei Vattenfall angefangen, drei berichten im Interview über ihre Berufswahl: Nina Sander und Anna Kapahnke, beides Mechatronikerinnen sowie Svenja Joswig, Elektronikerin für Betriebstechnik.


Wieso habt ihr euch für eine technische Ausbildung entschieden?

Svenja: „Es stand noch nicht von vornherein fest. Viele Mitschüler in meiner Klasse wussten schon sehr früh was sie werden wollten, das war bei mir nicht der Fall. Ich habe es erst im Studium gemerkt, dass mir der technische Bereich eher liegt.“

Nina: „Es stand sehr früh fest, weil ich früher schon viel mit technischen Dingen zu tun hatte.“

Anna: „Fest steht das erst ungefähr seit zwei Jahren. Davor wollte ich eigentlich was Soziales machen, habe mir aber gedacht, dass es schon genug Sozialarbeiter gibt. Gerade als Frau hat man viele Vorteile als Technikerin.“


Anna konzentriert am Schaltschrank, Foto: Vattenfall


Wie kam der erste Kontakt zur komplexen Materie Technik zustande?

Svenja: „Durch das Schulfach Arbeitslehre, Holz-und Metallbearbeitung.“

Nina: „Ja, wir hatten früher schon leichte Holzarbeiten in der Schule und auch Metallkurse, da kam dann das Interesse auf.“

Anna: „Durch den Beruf meines Vaters und auch durch Schulfächer, weil gerade Physik und Mathe mir Spaß machten.“


Wo habt ihr euch über den Beruf informiert und wie seid ihr auf Vattenfall gekommen?

Svenja: „Hauptsächlich, weil ich vorher mit den Studenten der Stromnetze Hamburg zusammen studiert habe, welche mich dadurch auf Vattenfall gebracht haben.“

Nina: „Also ich habe mich erst einmal über handwerkliche Berufe informiert, zum Beispiel welche es denn überhaupt gibt und da kam mir der Mechatroniker entgegen, weil er so viele Möglichkeiten bietet. Ich habe mich danach nach Betrieben umgeschaut und Vattenfall war der größte Betrieb. Nachdem ich mich beworben habe, hat es zum Glück geklappt, da Vattenfall mein Hauptziel war.“

Anna: „Ich habe einen Test im Internet gemacht und dabei kam dann halt was Technisches raus. Dann habe ich auch nach Berufen geguckt und bin auf den Mechatroniker gestoßen, weil das so vielfältig ist und man sich in verschiedene Richtungen weiterbilden kann.“ 


Was sprach gegen andere Ausbildungen ?

Nina: „Ich brauche einfach Action !“

Anna: „Ich habe Freunde, die täglich acht bis neun Stunden im Büro sitzen. Das wäre nichts für mich gewesen.“  


Was fasziniert euch an eurem Beruf ?

Svenja: „Die Abwechslung. Wir arbeiten auch in Kraftwerken, wir sehen deren Aufbau, wie Energie gewonnen wird und die Elektrizität zu uns kommt. Aber auch gerade hier in Hamburg ist das Thema Fernwärme sehr interessant.“

Nina: „Er ist vielfältig, man geht in verschiedene Bereiche, wie zum Beispiel Elektronik, Mechanik und Metall,  so lernt man viele verschiedene Dinge.“

Anna: „Man sieht, was man leistet. Ich kann nicht nur im Büro sitzen, ich muss was machen.“ 

Svenja bei der Elektromontage, Foto: Vattenfall


Welche Schwerpunkte werden in der Ausbildung bearbeitet ?

Svenja: „Prüfen von Sicherheits-und Schutzfunktionen, Installation von IT-Systemen, Installation, Inbetriebnahme und Wartung von elektrischen Anlagen.“

Nina: „Überwiegend Metallbearbeitung und Mechanik, zum Beispiel einen Roboter zum Bewegen bringen.“

Anna: „Im Moment Metallbearbeitung, danach kommt Elektrotechnik, und dann kommt noch noch Hydraulik, Pneumatik an die Reihe und das wird nachher alles miteinander kombiniert, sodass wir im dritten Lehrjahr Schaltkästen erstellen.“  


Welche Aufgaben durftet ihr bis jetzt im Bildungszentrum übernehmen ? Wie selbstständig arbeitet ihr schon ?

Svenja: „Wir haben bisher Kurse für das Erlernen der Grundlagen und in diesen Kursen bekommen wir Aufgaben, die wir weitgehend selbständig erlernen, wie das Zurichten und Isolieren von Leitungen und das Zeichnen von Schaltplänen.“

Nina: „Bis jetzt haben wir nur gefeilt, aber demnächst dürfen wir sowohl bohren wie auch stanzen. Wir machen alles selbständig und unterstützen uns gegenseitig.“

Anna: „Wir sollen sehr selbstständig arbeiten. Wir bekommen eine Mappe und müssen diese selbst abarbeiten und bearbeiten. Wir können uns in der Gruppe helfen.“ 


Werdet ihr von den vielen männlichen Azubis gut in die Gruppe integriert?

Svenja: „Ja, ich verstehe mich mit meinen Kollegen gut.“

Nina: „Mehr Mädchen im Team wären schon besser, aber es macht mir auch nichts aus, viele männliche Kollegen zu haben.“

Anna: „Ich fühle mich gut integriert, aber ich kann mich auch gut durchsetzen.“ 


Welche Karrierechancen hat man in diesen Berufen?

Nina: „Ich könnte meinen Techniker machen oder studieren.“

Anna: „Ich kann meinen Techniker danach machen, ich würde aber auch danach studieren. Das weiß ich noch nicht. Das ist ja eine allgemeine Ausbildung als Mechatroniker, aber man kann sich noch in verschiedenen Bereichen spezialisieren. Da stehen einem echt alle Türen offen.“ 


Wo seht ihr euch in der Zukunft?

Nina: „Ich möchte sehr gerne in der technischen Branche bleiben, aber ich bin mir nicht sicher, worauf ich mich spezialisieren werde, weil die Ausbildung mir sehr viel Spielraum lässt.“

Anna: „Nach der Ausbildung würde ich in Tiefstack gerne meinen Kraftwerkschein machen.“


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